Chia

Autor*in

Claudia Gäbel

Lesezeit:
2 min

„Wie soll dat heißen? Chaisamen oder Chiasamen?“ Wat der Buur nicht kennt… Neues ausprobieren. Für meinen Papa waren Chiasamen und der Anbau von neuen Pflanzen etwas völlig Unvorstellbares. 
Aber manchmal erfordern besondere Umstände eben auch den Mut zu völlig neuen Wegen.

Denn im Februar 2021 verstarb meine tolle Mama. Plötzlich wurde ich Hals über Kopf mit dem Thema Landwirtschaft konfrontiert. Die Buchführung hatte es in sich und mein Papa war schon mit der Arbeit auf dem Hof am Limit. 

Es war eine herausfordernde Zeit, denn auch, wenn mein Papa schon seit ich denken kann Landwirt ist, haben wir nie direkt auf einem Bauernhof gewohnt und ich hatte wenig Bezug dazu. 

Ich erkannte schnell, was meine Mama an ihren letzten Tagen vor ihrem Tod stark beschäftigte. Mein Vater ackerte tagein-, tagaus und seine Gesundheit litt massiv darunter. Für ein Leben außerhalb der Arbeit gab es nicht eine Minute Zeit und finanziell war trotz des hohen Arbeitsvolumens kaum etwas übrig. 

Ich konnte nicht länger tatenlos zusehen und suchte nach einer Lösung, die langfristig sowohl meinem Papa half als auch einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt haben würde. 

Nach einiger Recherche stieß ich dann auf die für den deutschen Anbau völlig neuen Chiasamen. 


Normalerweise stammen diese aus Regionen wie Südamerika und der Import verursacht einen erheblich großen CO2-Fußabdruck. Völlig begeistert von der Möglichkeit, diese nun bei uns anzubauen, schaffte ich es schlussendlich auch nach starker Überzeugungsarbeit, meinen Papa zu begeistern, mit dem Chia-Anbau zu starten. 

Nach dem ersten Katastrophenjahr mit extrem trockenen Bedingungen und dem Kampf mit Heckenschere und Sense gegen das Unkraut, schafften wir es im zweiten Anbaujahr endlich in einem wunderschönen blau-lila Chia-Blütenmeer zu stehen. 

Inzwischen ist mein Papa im Chia-Fieber und überlegt permanent, wie man den Anbau optimieren kann. Und nicht nur das: das Projekt hat dazu geführt, dass wir ein richtig gutes Team geworden sind. 

Als 2023 die Hannoversche allgemeine Zeitung über unsere regional angebauten Chiasamen berichtete, dauerte es nur wenige Stunden, bis die Bäckerei Göing sich bei mir meldete. 
Thomas F. Göing war Feuer und Flamme, endlich die Möglichkeit zu haben, ein beliebtes Produkt mit regionalen Chiasamen anbieten zu können. 

Es ist für uns einfach großartig, dass Göing all unsere Arbeit, die wir in diese Pflanzen gesteckt haben, zu schätzen weiß und mit ihrer Entscheidung für die regionalen Chiasamen nicht nur dafür sorgt, dass ein Landwirt ermutigt wird, Neues zu wagen, sondern auch, dass die heimische Landwirtschaft gestützt wird und wir gemeinsam zu einer nachhaltigen Zukunft beitragen. 

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